Anna Pfrunder

Anna Pfrunder

Anna Pfrunder (*19.11.1851 in Männedorf, ZH; †22.05.1925 in Zürich), war die langjährige Partnerin von Caroline Farner.

Biografie

Anna Pfrunder ist die Tochter eines wohlhabenden Baumeisters aus zweiter Ehe.
Um 1880 lernt sie Caroline Farner kennen. Sie freunden sich an und Anna zieht zu Caroline, hilft mit in Praxis und Klinik und besorgt ihr den Haushalt, den sie jetzt an der Bahnhofstrasse 66 hat.
Von 1892 bis zu ihrem Tod 1925 lebte sie in der Villa Ehrenberg an der Rämistrasse 26. Zusammen mit Caroline Farner gründeten sie eine Stiftung (die anna-carolina-Stiftung) zur Unterstützung weiblicher Studierender.

Adoptionsgesuch und Verleumdung

1881 bis 1886 leben Anna Rosina Pfrunder zusammen mit ihrer Freundin Caroline Farner gemeinsam mit den Eltern Johann Pfrunder und Anna Maria Pfrunder geb. Schelling, und ab 1884 mit den verwaisten Enkelkinder der Eltern zusammen. Offenbar nicht ganz harmonisch, denn der Mutter Pfrunder gefällt der Einfluss der Frau Doktor auf ihre Tochter nicht. Als Caroline Farner auszieht, zieht Anna Pfrunder zu ihr.
1886 wird Wittelsbach, der Onkel der Kinder deren Vormund. Zuerst sagt er, dass es ok ist, dass die Kinder bei Farner/Pfrunder leben, ändert aber seine Meinung und will eine Umplatzierung. Daraufhin beantragt Anna Pfrunder das Sorgerecht für die Kinder. Das Waisenamt hat grundsätzlich nichts gegen die Platzierung bei zwei Frauen. Lehnt den Antrag aber doch ab, da Caroline Farner intrigant und eine fremde Person sei und Anna Pfrunder egoistisch. In der ganzen Familie Pfrunder entwickelt sich langsam der Verdacht, dass Wittelsbach sich nur wegen dem Geld einmischt. Im November 1886 stellt Anna Pfrunder ein Adoptionsgesuch, was ebenfalls abgelehnt wird. Gründe: die Bewerberin entspreche nicht den gesetzlichen Bestimmungen, da sie kein eigenes Geld habe, ihr bisheriges Verhalten sei nicht vertrauenswürdig und sie wolle nur das Geld (Kindsvermögen).
1887 Die Kinder werden bei zwei Schwestern in Obhut gegeben und Anna Pfrunder (evtl. die ganze Familie?) bekommt ein Kontaktverbot.
1891 stirbt Vater Pfrunder. Gemäss seinem Testament bekommen die Kinder nur den Pflichtteil. Wittelsbach (immer noch als Vormund) will sich damit nicht begnügen und beschuldigt Farner, 60'000 Franken zum Nachteil der Kinder unterschlagen zu haben.
1892 Farner/Pfrunder und Mutter Pfrunder leben nun in der Villa Ehrenberg.
Am 12. September 1892 werden Farner und Pfrunder am Zürcher Hauptbahnhof, als sie aus Urnäsch zurück kommen, verhaftet. Die Mutter an der Rämistrasse. Untersuchungshaft Mutter Pfrunder: 17 Tage; Anna Pfrunder: 8 Wochen; Caroline Farner, Zuchthaus 8 Wochen!
In der Presse wird Caroline Farner schnell vorverurteilt. Rosemarie Keller sagt dazu in einem Interview: "Ja, das war das Machwerk eines Menschen, der über die nötigen Mittel und Beziehungen verfügte. Oberrichter Albert Wittelsbach schuf ein Netz von Intrigen, und das über Jahre. Dabei hatte er von Anfang an das Vermögen des Johann Pfrunder im Auge."[1] Die Freundin Meta von Salis schreibt eine Verteidigungsschrift und beschreibt wie der Mob in der Villa Ehrensberg den Garten verwüstete, Fenster einschlugen und die Dienstboten bedrohte.
Via die Zeitschrift Philantropin setzte eine europaweite Solidarisierung ein. Am 10. Januar 1893 konnte Farner ihre Arbeit in der Praxis wieder aufnehmen, am 28. August wurde sie frei gesprochen.

Weblinks

Literatur

  • Marti, Madeleine. Caroline Farner und Anna Pfrunder: Ein moderner Hexenprozess. Das Netz von Lebensgemeinschaft und Solidarität. In: Howald, Stefan (Hrsg.). Projekt Schweiz. Vierundvierzig Porträts aus Leidenschaft. Zürich, Union Verlag, 2022. S.186-195.
  • Schnurrenberger, Regula. Artikel zu Caroline Farner, Anna Pfrunder. Zürich, 2002. Online als pdf auf lesbengeschichte.de verfügbar, zuletzt aufgerufen am 30.11.2022
  • Metz, Peter. Im Räderwerk der Justiz. In: Bündner Jahrbuch, Zeitschrift für Kunst, Kultur und Geschichte Graubündens. Band 23/1981, S. 46-59. Online verfügbar auf e-periodica.ch, zuletzt aufgerufen am 31.7.2023

Einzelnachweise

  1. bu. Eine ausserordentliche Frau. In: Aargauer Zeitung, 14.9.2001, S. 14.