Lesben- und Schwulen-Tagungen in Boldern

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In dem evangelischen Tagungs- und Studienzentrum in Boldern, oberhalb Männedorf fanden ab 1974 jährlich Tagungen für Lesben und Schwule statt.

Geschichte

Von 1959 bis 1981 leitete Marga Bührig das evangelische Tagungs- und Studienzentrum Boldern, ihre Partnerin Else Kähler arbeitete dort als Studienleiterin. Sie organisierten eine grosse Reihe von Tagungen und Kursen im Bereich von Religion und Gesellschaft. Besonderen Mut erforderte die Organisation der ersten Tagungen zum Thema Homosexualität, die zusammen mit Schwulen und einigen Lesben organisiert wurden, in den 1990er Jahren in Zusammenarbeit mit der Paulus Akademie Zürich.
In einem Brief von 1969 an Margrit Bernhard wird auch die Tagung "Lebensprobleme der alleinstehenden Frauen" von ca. 1967 erwähnt.

26./27. Juni 1993: Jubiläumsveranstaltung zu "20 Jahre Tagungen für Lesben und Schwule sowie deren Angehörige" mit 300 Personen. Der ökumenische Festgottesdienst wurde direkt von DRS2 übertragen.[1]

Themen und Inhalte

Ab 1974 organisierten Bührig und Kähler jedes Jahr eine Tagung zu "Homosexualität", die später als Lesben- und Schwulentagungen bekannt wurden. Zuweilen war die Nachfrage von Teilnehmenden so gross, dass die Tagung wiederholt werden musste. In den 1980er Jahren fand die Wiederholung auch in der Paulus-Akademie in Zürich statt.
Die Boldern-Tagungen waren für viele Frauen ein wichtiger Ort für ihre Orientierung oder für ihr Coming-Out als lesbische Frauen. Hier haben sich viele Frauen ineinander verliebt, hier wurden Projekt lanciert - das weitreichendste war die Villa Kassandra - hier wurden Informationen ausgetauscht und Vorträge diskutiert.

1993: 2. Symposium deutschsprachiger Lesbenforschung

Das 2. Symposium deutschsprachiger Lesbenforschung wurde 1993 vom SAPPHO - Verein zur Förderung von Frauenforschungsprojekten organisiert, weil die Boldern-Leitung sich offen zeigte und sich die finanziellen Bedingungen in einem tragbaren Rahmen befanden. So fanden sich über hundert Lesben aus dem deutschsprachigen Raum zu diesem Symposium ein.

1987: Hautnah und lebendig

"Hautnah und lebendig - zur Entwicklung der Lesben- und Schwulenbewegung" am 23./24. Mai 1987 mit Ilse Kokula. Ilse Kokula hielt ihren ersten Vortrag zu lesbischen Frauen in der Schweiz der 1920er Jahre hielt und erhielt dabei von zwei schwulen Männern die Hinweise darauf, wo das zentrale Material lagerte: Das Protokollbuch des Damenclubs privat in Basel, die Zeitschrift in der HAZ-Bibliothek in Zürich.

1981: Sexualstraf(un)recht

"Sexualstraf(un)recht... auch in Sachen Homosexualität" am 13./14. Juni 1981. Eine Frau der Floh schreibt im hey (Zeit­schrift der SOH - Schwei­ze­ri­sche Or­ga­ni­sa­ti­on der Ho­mo­phi­len) einen Bericht dazu: Bolderntagung 1981: Eindrücke einer Lesbe.[2]

1980: Homosexualität

"Homosexualität" am 13./14. September 1980 (Wiederholung 18./19. Oktober 1980)

1979: Tagung

Artikel von Brigitte Keel in der Lesbenfront "Verweigerung der Integration"[3] In derselben Lesbenfront schreibt Regula Schnurrenberger darüber, dass sich nach einem Gespräch die Spannung gelockert hätte und sie mit Alice ihren Vortrag leicht gekürzt nochmals halten werden.

1978: Lebensraum für Homosexuelle in unserer Gesellschaft

"Lebensraum für Homosexuelle in unserer Gesellschaft" am 1./2. Juli 1978.

1977: Homosexualität

Im Juni 1977 findet die Tagung zum Thema Homosexualität statt. Dazu gibt es einen Bericht der HFG in der Lesbenfront: Weibliche Homosexualität.[4]

1974: 1. Tagung Homosexualität

Die "1. Tagung zum Thema Homosexualität" fand am 26./27. Januar 1974 statt.[5],[6]

Bilder

Literatur

  • Arnold, Alice; Schnurrenberger, Regula. Die Situationen einer lesbischen Frau in der Gesellschaft. In: Homosexualität - Heterosexualität. Stimmen unsere Bilder noch? Dokumentation der Tagungen im Juni und Oktober 1979, S. 17.
  • Bührig, Marga. "Immer noch werden Hexen verbrannt": "20 Jahre Tagungen für Lesben und Schwule sowie deren Angehörige" in Zürich. In: Neue Wege, Beiträge zu Religion und Sozialismus, 9/1993, S. 245. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 12.12.2022

Einzelnachweise

  1. Bührig, Marga. "Immer noch werden Hexen verbrannt": "20 Jahre Tagungen für Lesben und Schwule sowie deren Angehörige" in Zürich. In: Neue Wege, Beiträge zu Religion und Sozialismus, 9/1993, S. 245.
  2. B.S. Bolderntagung 1981: Eindrücke einer Lesbe. In: hey, o.J., S. 13. Online als pdf verfügbar.
  3. Keel, Brigitte. Verweigerung der Integration. In: Lesbenfront 7/1979, S. 10. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 12.12.2022.
  4. HFG: Weibliche Homosexualität: Beitrag der Homosexuellen Frauengruppe Zürich (HFG) zur Bolderntagung Juni 77 zum Thema Homosexualität. In: Lesbenfront, 5/1978, S. 2. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 12.12.2022.
  5. Ostertag, Ernst. Vorbereitung 1. Tagung. November 2006. Online verfügbar auf schwulengeschichte.ch, zuletzt aufgerufen am 12.12.2022
  6. Ostertag, Ernst. Programm und Tagung. November 2006. Online verfügbar auf schwulengeschichte.ch, zuletzt aufgerufen am 12.12.2022