Das ganze Leben / Glaube - Liebe - Hoffnung

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Foto in der Emanzipation mit falschem Titel

Dokumentarfilm von Bruno Moll, 1982, 112 Min.

Inhalt

"Bruno Moll porträtiert eine Aussenseiterin, die trotz eines kaputten Lebens nie aufgegeben hat. Neben die dokumentaren Teile stellt Moll Szenen mit der Schauspielerin Serena Wey, die sich am Anfang des Filmes mit der Porträtierten ausspricht.
Als uneheliches Kind einer Alkoholikerin geboren und früh sexuell missbraucht hat Barbara schon als Jugendliche grosse Probleme. 1947 kommt sie in eine Mädchenerziehungsanstalt, Aufenthalte in anderen Heimen, Gefängnissen und psychiatrischen Kliniken folgen. Innerhalb von 27 Jahren lebt sie an 24 verschiedenen Orten. Suizidversuche, eine Mussheirat, Arbeit auf dem Strich, Entmündigung sind weitere Stichworte zu ihrem Leben 1966 muss ihr ein Herzschrittmacher eingesetzt werden. Und dennoch schafft sie es: Sie ist bei den Anonymen Alkoholikern und lebt heute mit einer invaliden Freundin zusamm en in stabilen Verhältnissen." [1]


"Barbara war bis vor kurzem eine sozial Geächtete. Erst seit 1978 ist sie nicht mehr bevormundet. Bis dahin war sie die meiste Zeit eingesperrt in Erziehungsheimen, Gefängnissen und psychiatrischen Kliniken. Sie wurde zur Alkoholikerin und zur Prostituierten, die schwerste Ablehnung und Bestrafung erlebte sie aber als Lesbierin. Doch keiner Gewalt war es gelungen, sie völlig anzupassen. "Ich hatte immer gern das, was stört" meint Barbara mit ihrem merkwürdigen Herrenhaarschnitt (Stil "kesser Vater"). Andererseits vertritt sie auch durchaus kleinbürgerliche Wünsche und Vorstellungen. Etwa dort, wo sie dem Regisseur und der Schauspielerin Serena, zu erklären versucht, wie sie es jeweils anstellte, in einer Bar eine sexuelle Partnerin aufzureissen. Vergeblich versucht Serena, die diese wie andere Szenen aus dem Leben Barbaras gemäss der ursprünglichen Intention des Autors nachspielen soll, dies nachzuempfinden und darzustellen, Serena empfindet anders — wenn auch nicht weniger rebellisch (und ebenso sentimental). Auch der Regisseur, der eingreift, kann die Kommunikationsprobleme nicht lösen und gibt seine Hilflosigkeit zu.
Doch gerade die oft quälend wirkende Unmöglichkeit einer verbalen Verständigung mit Barbara bringt sie uns näher, lässt verstehen, welchen Preis sie für ihre Selbstbehauptung zahlen musste: Isolation. Wir können auch hoffen, dass aktuelle Proteste, wie sie Serena verkörpert, (ausserdem ist der Füm selbst ein solcher Protest), dadurch, dass sie kollektiv erfolgen, nicht diesen Verlauf nehmen. "Erklärende" Kommentare und Szenen z.B. die eingeschobenen Vignetten, die exemplarisch Szenen aus dem Familienleben der Fünfzigerjahre (der Jugendzeit des Fuilmers) zeigen - die zeitliche Distanz soll die Rigidität bürgerlicher Normen und Sanktionen spürbar machen - bleiben hingegen unbefriedigend. 'Das ganze Leben' ist gerade dort am überzeugendsten, wo die Inszenierung eines Porträt-Fuilms zum Scheitern gebracht wird und durch die zerfallende Struktur das Hier und Jetzt aller Beteiligten ins Zentrum rückt. Marianne Meier." [2]

Aufführungen

  • Solothurner Filmtage 1983
  • 28. Januar 1985 im Schweizer Fernsehen
  • 31. Mai 1985, Ofra Olten

Hintergrund

«Da erzählte mir eine wildfremde Person ihr ganzes kaputtes Leben, in der Hoffnung, wenigstens noch mit einer medialen Verarbeitung daraus Kapital zu schlagen. Ihr schwebte ein Spielfilm vor, eine ‘Barbara-Saga‘. Ich sagte ihr, dass mich dieser Film nicht interessiere und ich eher an eine dokumentarische Aufarbeitung mit thematischem Schwerpunkt denke. Und das mit dem Geldverdienen müsse sie sich aus dem Kopf schlagen, mit Film verdiene man nur in Hollywood etwas.»[3]

Literatur