Frauenstock im Kanzlei

Eine ganze Etage für Frauen im Quartierzentrum Kanzlei von 1987-1991, hervorgegangen aus dem Frauenzimmer im Kanzlei.

Geschichte

Im selbstverwalteten Kulturzentrum, welches in den 1980er Jahren von linken politischen Kräften und Quartiervereinen der Stadt abgerungen wurde, gab es seit 1984 ein Frauenzimmer im 2. Stock. Der Wiberrat, welcher 1985 aus der Volksuni heraus gegründet wurde, und aus 200 Frauen aus 25 Gruppen bestand, traf sich einmal im Monat dort.
In der Wiberratsbroschüre von 1986 ist ein Konzept für ein Frauenzentrum mit Frauenbeiz und einer Frauenpressagentur abgedruckt. Zudem gibt es Informationen zu bestehenden Gruppen, nämlich: infra, Frauenbibliothek, Frauezitig, KuSS, Nottelefon, FramaMu, Obertonchörli, Frauenzimmer, Boa, FEBA, Künstlerisches Gemeinschafts Werk, Frauen Video Gruppe, Weg der Frau - Wen-Do, Frauen Volks Uni, Mütterlobby, Frauenbuchladen, LoRa-Frauen, FIZ, Psychologische Beratungsstelle für Frauen, Frauen der SAP.[1] Die Frauen erkämpften sich 1987 einen eigenen Stock und die Anstellung von zwei Frauen im Betriebsteam: Gabriella Giacomin und Gabi Mengel. Es wurde umgebaut und die "Frauenetage" gegen das Treppenhaus abgetrennt, diese Erweiterung wurde von Lesben erkämpft und umgesetzt. (Pläne siehe unten.)

Die Frauenetage war von 1987-1991 Treffpunkt, Ausgangsort für Aktionen und Veranstaltungen, Infozentrum. Hier wurde der Boa Veranstaltungskalender von Karin Moser und Sile Mattenberger herausgegeben, die erste Zürcher Lesbenbücherliste von Sile Mattenberger und die Broschüre "Frauenstadt Zürich" mit dem ersten Frauenstadtplan von Sibylle Dorn. Das Frauenkino Xenia (1988-2000) wurde aus der Frauenetage heraus im Kino Xenix gestartet. Die Disco Kanzleila wurde ebenfalls von aktiven Lesben aus der Frauenetage heraus gegründet mit dem Ziel, nichtkommerzielle Partys zu machen, deren Gewinn für Frauenkultur verwendet werden sollte.

Mit verschiedensten Veranstaltungen haben die Lesben sich sichtbar gemacht, so z.B. im Rahmen des "Oktoberzyklus" (1990), mit der Veranstaltung "Solidarität zwischen Lesben und Heteras", einem Vortrag von Katharina Belser mit anschliessender Diskussion. (Programm siehe bei Literatur).

Die erste Gruppe "Lesben mit Kindern" in der Schweiz wurde im Frauenstock gegründet und traf sich regelmässig dort. Zudem fanden auch die FraP!-Sitzungen und die Teamsitzungen des Frauenhauses in der Frauenetage statt.

Am 28./29. Mai 1988 fand die "provisorische Eröffnung" des Frauenkulturzentrums im Zeughaus (Kaserne Zürich) statt: ein grosses Frauenfest mit Happening im öffentlichen Raum (siehe Umschlag zur Ausstellung "Frau und Raum" (1989).

Mit der verlorenen städtischen Abstimmung zum Quartierzentrum Kanzlei, war auch die Zeit der Frauenetage vorbei.

Bilder

Publikationen

  • Weiberrat Zürich, 3. September 1986. Als pdf verfügbar
  • Eröffnungsprogramm zur Ausstellung "Frau und Raum" in der Frauenetage, 29.09.-21.10.1989. Als pdf verfügbar.
  • Umschlag der Mappe der Frauenetage, mit einer Liste der Projekte und Konzept (ca. 1991). Als pdf verfügbar.
  • Programm des Oktoberzyklus in der Frauenétage, "FRAUENleben", Oktober (1990). Als pdf verfügbar.

Video

  • Frauenétage Video: Quartierzentrum Kanzlei Zürich, um 1985. Video 18 Minuten. Online verfügbar im Sozialarchiv auf bild-video-ton.ch, zuletzt aufgerufen am 22.12.2022. Der Film ist leider unvollständig, am Schluss fehlen einige Minuten Bild.

Einzelnachweise

  1. Weiberrat Zürich, 3. September 1986.