Verein Lesbeninitiative Basel c/o Frauenzimmer ab 1988; Nachfolgerin der 1979 gegründeten Lesbengruppe Lesbische Initiative Basel-Stadt)

Geschichte

Lesbengruppe ab 1979

Die LIBS stellt sich in der Ella vor: "Wir sind eine relativ neue Lesbengruppe und haben uns im Frauenzimmer/Davisbodenstrasse eingenistet. Da wir verständlicherweise mit Anfangsschwierigkeiten zu kämpfen haben, brauchen wir unbedingt Deine Mithilfe. Gemeinsam können wir unsere Ziele erreichen. Demzufolge arbeiten wir mit anderen Lesbengruppen zusammen und informieren uns gegenseitig mit Info-Blättern. Berichte, Informationen, Inserate, Leserbriefe und sonstiges wollen wir durch Ella an Dich weiterleiten."[1]

Verein ab 1988

Der Verein Lesbeninitiative Basel (LIBS) ist im Februar 1988 gegründet worden. Mit gezielter Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit wollen wir ein realistisches Bild lesbischer Existenz vermitteln und auf diese Weise den meist herabwürdigenden Vorurteilen gegenüber Lesben entgegenwirken.
In diesem Sinn versteht sich die LIBS auch als eine für jede Frau offene Selbsthilfegruppe. Unsere Aktiven Gruppenmitgliederinnen treffen sich jeden Mittwochabend um 20.00, um an verschiedenen Projekten zu arbeiten. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, sich in der gemütlichen Sofaecke nebenan bei Kaffee und Tee zu unterhalten und kennenzulernen. [2]

Selbstportät in der FraZ, 1989[3]:

Die Lesbeninitiative Basel, kurz LIBS, besteht als Verein seit einem Jahr und setzt die Arbeit fort, welche lesbische Frauen 1979 in Form einer Selbsthilfegruppe begonnen haben. Im Laufe der Jahre haben sich die anfänglichen Bedürfnisse nach Selbsterfahrung und Gedankenaustausch zu sozialen und politischen Forderungen erweitert. Heute arbeitet die LIBS auf zwei wesentliche Ziele hin. 
Zum einen wollen wir ratsuchenden Mädchen, Frauen, Eltern und Lehrkräften direkte und individuelle Hilfe und Information anbieten; d.h. wir versuchen coming-out-Gruppe, Beratungsstelle und Sorgentelefon zu sein. Zum andern haben wir uns Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit vorgenommen, um Vorurteilen und Fehlvorstellungen über lesbische Frauen entgegenzuwirken.
Der LIBS gehören gegenwärtig rund zwanzig Frauen im Alter zwischen 20 und 35 Jahren an. In der Mehrheit gehen wir von feministischen Überlegungen aus und sehen in der Diskriminierung lesbischer Lebensformen einen Ausdruck der frauenverachtenden Männergesellschaft.
Aufgrund der Erfahrung, dass sich nicht alle Frauen in gleichem Mass engagieren können oder wollen, haben wir unsere Arbeitsformen den unterschiedlichen Bedürfnissen angepasst: Jeden ersten Mittwoch im Monat treffen sich diejenigen Frauen der LIBS, die für Projektarbeit zu wenig Zeit oder Energie haben, mit denjenigen der wöchentlichen Arbeitsgruppe zu Informationsaustausch und Plauderstunde. Dieser Abend ist auch für lesbische Frauen gedacht, die nicht zur LIBS gehören, aber einmal vorbeischauen und Kontakte knüpfen wollen. Grundsätzlich sind Newcomerinnen aber jeden Mittwoch willkommen.
Die Frauen der Arbeitsgruppe organisieren unsere regelmässigen Aktivitäten und koordinieren Sonderveranstaltungen. Wir sind übereingekommen, dass diese Frauen jeweils für mindestens ein halbes Jahr zur Mitarbeit verpflichtet werden, weil sonst ein effizientes Arbeiten kaum möglich ist. Derzeit sind es gerade eine Handvoll Aktivistinnen, die die Angelegenheiten der LIBS regeln. Sie sind für die Herausgabe unseres monatlichen Infoblattes besorgt, in dem wir auf aktuelle Ereignisse und Entwicklungen für lesbische Frauen hinweisen. Zugleich bieten wir damit ein Forum für deren eigene Beiträge. Mit Hilfe des Infoblattes hoffen wir, Kontakte zwischen Lesben aus Subkultur, Politszene und Inkognito-Existenz zu fördern. Hinzu kommen jeden Mittwoch der Telefondienst während der Arbeitssitzung und das Besprechen von Aufgaben, welche die LIBS innerhalb anderer Projekte und Vereine übernommen hat, um lesbische Standpunkte zu vertreten. So arbeiten Frauen der LIBS mit bei den Projekten «Schwulen- und Lesbenzentrum Basel» und «Uffwärts  Beratungsstelle für homosexuelle Jugendliche, Frauen und Männer», sind vertreten im «Wyberrot Basel» und der Koordinationsgruppe des «Frauenzimmers» und nehmen an Sitzungen des «Forums» teil, einer offenen Gruppe aus delegierten Frauen und Männern aller schwullesbischen Gruppierungen in Basel.
Nebst diesen an sich schon auslastenden Aktivitäten veranstalten wir gelegentlich auch Gemütlich-Genüssliches wie Picknicks, Disco und Feste oder auch Lesungen und Diskussionsrunden. Im ersten Halbjahr 1989 haben wir zudem drei weitere Aufgaben begonnen und zum Teil abgeschlossen. Im März haben wir mit dem Fernsehen DRS zusammen die erste Schweizer Sendung über lesbische Frauen aufgezeichnet! Diese wurde im Magazin Seismo am 27. Mai 1989 unter dem Titel «Junge Lesben im Gespräch» ausgestrahlt. In der Woche vom 16. bis 20. Mai fanden in Basel ausserdem kulturelle Veranstaltungen zur Feier von 20 Jahren Stonewall bwz. Schwulen- und Lesbenbenbewegung statt. Die LIBS bereite dafür den Abend des 17. Mai vor. Und zu guter Letzt haben wir kürzlich zwanzig Plakate gestaltet, die im Juni im Rahmen einer alternativen PR-Aktion in unserer Stadt hängen werden. 
Die LIBS ist zur Zeit also eine überaus aktive Gruppe, die auf den Umfang ihrer Aktivitäten durchaus stolz sein darf. Bloss hat sich diese erfreuliche Erkenntnis bislang vor lauter Stress nicht in unseren Köpfen und Bäuchen festsetzen können - typisch Frau? Unser derzeitiges Engagement bedeutet vor allem für die Frauen der Arbeitsgruppe eine ungeheure Belastung nebst ihrer beruflichen Tätigkeit. Das Risiko, schon bald einmal «ausgebrannt» zu sein und den Rückzug ins Privatleben anzutreten, ist deshalb gross. Auch die Tatsache, dass wir fast ausnahmslos unbezahlte Arbeit leisten und bisher von keiner staatlichen Stelle oder privaten Stiftung unterstützt wurden, entmutigt und macht wütend!
Diesen Schwierigkeiten stehen allerdings die Notwendigkeit lesbischer Emanzipationsarbeit und das Recht lesbischer Frauen auf Selbstbestimmung entgegen. Eva Gerster, LIBS

Literatur

  • bo. Basler "Frauenzimmer" ohne Subventionen. In: Emanzipation, 4/1993, S. 23. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 3.1.2023
  • Wagner, Petra; Merkle, Käthi. LIBS versus HACH (zur Pädophilie). In: Frau ohne Herz, 31/1993, S. 36. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 3.1.2023

Einzelnachweise

  1. Ella, Frauen suchen Frauen, 5/79
  2. Selbsporträts: Libs. In: Frau ohne Herz, 25/1989, S. 29. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 3.1.2023
  3. FraZ, 30/1989, S. 38