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Was ist eine Bar? Was macht sie aus? Das Ambiente mit dem schummrigen Licht, die Musik im Hintergrund, der “erhöhte Schanktisch mit den dazugehörigen hohen Hockern”<ref>[https://www.duden.de/rechtschreibung/Bar_Lokal_Schanktisch Duden], Zugriff 27.3.2020</ref>, die Getränke oder die Leute vor und hinter der Bar? Und was ist der Unterschied zu einer Lesbenbar? Nur das Publikum?
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Was ist eine Bar? Was macht sie aus? Das Ambiente mit dem schummrigen Licht, die Musik im Hintergrund, der “erhöhte Schanktisch mit den dazugehörigen hohen Hockern”<ref>Bar, die. Stichwort im Duden. Online verfügbar auf [https://www.duden.de/rechtschreibung/Bar_Lokal duden.de], zuletzt aufgerufen am 29.6.20232</ref>, die Getränke oder die Leute vor und hinter der Bar? Und was ist der Unterschied zu einer Lesbenbar? Nur das Publikum?
 
[[Datei:Erzaehlbar20.png|mini|Erzähbar - Lesbengeschichte live: Lesbenbars, 13.3.2020]]
 
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Die Aufgabe einer Barfrau ist klar: die Frauen solle eine gute Zeit haben. Idealerweise ist eine Bar sexy, dunkel, french. (Mireille Humbert) <br />
 
Die Aufgabe einer Barfrau ist klar: die Frauen solle eine gute Zeit haben. Idealerweise ist eine Bar sexy, dunkel, french. (Mireille Humbert) <br />
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Lesbenbars waren immer schon wichtige Treffpunkte. “Die lesbische Bar hatte im Prozess des Sichtbarwerdens lesbischer Existenz bisher die bedeutendste Funktion. Sie war der Ort, an dem eine Frau sicher sein konnte, andere lesbische Frauen zu treffen, ein Ort, an dem sie sich nicht verbergen musste. (…) Ruth Margareth Roellig [“Berlins lesbische Frauen”, Leipzig o.J. 1928 oder 1929] nennt die Gründe, warum lesbische Frauen diese Lokalitäten besuchen, in denen sie ‘frei von jeder gesellschaftlichen oder beruflichen Rücksicht, sich einmal für kurze Stunden “unter sich” fühlen’ (S. 12f.) (…). Die Lokale der Weimarer Zeit hatten sich auf ein jeweils unterschiedliches lesbisches Publikum spezialisiert und unterschieden sich iml Hinblick darauf, ob sie nichtlesbische Publikum aufnahmen.” <ref>Ilse Kokula. Formen lesbischer Subkultur. Vergesellschaftung und soziale Bewegung. Verlag Rosa Winkel 1983. S. 15f.</ref> <br />
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Lesbenbars waren immer schon wichtige Treffpunkte. “Die lesbische Bar hatte im Prozess des Sichtbarwerdens lesbischer Existenz bisher die bedeutendste Funktion. Sie war der Ort, an dem eine Frau sicher sein konnte, andere lesbische Frauen zu treffen, ein Ort, an dem sie sich nicht verbergen musste. (…) Ruth Margareth Roellig [“Berlins lesbische Frauen”, Leipzig o.J. 1928 oder 1929] nennt die Gründe, warum lesbische Frauen diese Lokalitäten besuchen, in denen sie ‘frei von jeder gesellschaftlichen oder beruflichen Rücksicht, sich einmal für kurze Stunden “unter sich” fühlen’ (S. 12f.) (…). Die Lokale der Weimarer Zeit hatten sich auf ein jeweils unterschiedliches lesbisches Publikum spezialisiert und unterschieden sich iml Hinblick darauf, ob sie nichtlesbische Publikum aufnahmen.” <ref>Kokula, Ilse. Formen lesbischer Subkultur. Vergesellschaftung und soziale Bewegung. Berlin, Verlag Rosa Winkel, 1983. S. 15f.</ref> <br />
 
Karin Moser befragte 1997 die Besucherinnen der Venus Bar nach den Motiven des Barbesuches und die häufigsten Antworten waren<ref name="KM_venus">* Moser, Karin. Die Frauenbar Venus: Eine ethnographische Beschreibung. Seminararbeit Uni Zürich, 7. Februar 1997.</ref>: <br />
 
Karin Moser befragte 1997 die Besucherinnen der Venus Bar nach den Motiven des Barbesuches und die häufigsten Antworten waren<ref name="KM_venus">* Moser, Karin. Die Frauenbar Venus: Eine ethnographische Beschreibung. Seminararbeit Uni Zürich, 7. Februar 1997.</ref>: <br />
 
- "Hier kann ich so sein, mich so geben, wie ich bin" <br />
 
- "Hier kann ich so sein, mich so geben, wie ich bin" <br />
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- "Ich treffe mich hier mit Freundinnen” <br />
 
- "Ich treffe mich hier mit Freundinnen” <br />
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Über 20 Jahre später sind die Gründe immer noch dieselben <ref> Aussagen an der Erzählbar vom 13.3.2020</ref>:  <br />
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Über 20 Jahre später sind die Gründe immer noch dieselben <ref>Aussagen an der Erzählbar vom 13.3.2020</ref>:  <br />
 
- "Der Vorteil einer Lesbenbar ist, dass ich mich mit meiner Partnerin in "meiner Welt" bewege und keine Kommentare wie 'seid ihr Schwestern?' hören muss." <br />
 
- "Der Vorteil einer Lesbenbar ist, dass ich mich mit meiner Partnerin in "meiner Welt" bewege und keine Kommentare wie 'seid ihr Schwestern?' hören muss." <br />
 
- "Ich kann mit meiner Freundin hingehen ohne dumm angemacht zu werden. Ich kann neue Frauen kennen lernen und flirten."
 
- "Ich kann mit meiner Freundin hingehen ohne dumm angemacht zu werden. Ich kann neue Frauen kennen lernen und flirten."
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Die Venus Bar jedenfalls versuchte das Ende mit einem offenen Abend für Männer abzuwenden. Auf die Dauer gelang das leider nicht, und so schloss die Venus Bar Ende 1998 / Anfang 1999 ihre Türen. <br />
 
Die Venus Bar jedenfalls versuchte das Ende mit einem offenen Abend für Männer abzuwenden. Auf die Dauer gelang das leider nicht, und so schloss die Venus Bar Ende 1998 / Anfang 1999 ihre Türen. <br />
Fast 20 Jahre später ist das Thema immer noch dasselbe: “Eine Lesbenbar wäre toll, meint [Dana, 28], aber im Gegensatz zu den Männern seien die Frauen einfach weniger trinkfreudig. Ausserdem blieben sie abends gerne auch mal zu Hause, wenn sie eine Partnerin hätten, während schwule Paare viel lieber ausgingen.” <ref> Dana (28) ein Partygast der letzten Konliki im April. In: Lesbische Renaissance im Dörfli. Tages-Anzeiger, 29.7.2017</ref> <br />
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Fast 20 Jahre später ist das Thema immer noch dasselbe: “Eine Lesbenbar wäre toll, meint [Dana, 28], aber im Gegensatz zu den Männern seien die Frauen einfach weniger trinkfreudig. Ausserdem blieben sie abends gerne auch mal zu Hause, wenn sie eine Partnerin hätten, während schwule Paare viel lieber ausgingen.” <ref>Dana (28) ein Partygast der letzten Konliki im April. In: Lesbische Renaissance im Dörfli. Tages-Anzeiger, 29.7.2017</ref> <br />
    
Die 1. Erzählbar zum Thema "Lesbenbars" fand an dem Abend statt, an welchem der Bundesrat wegen des Corona-Virus die ersten grossen einschneidenden Massnahmen bekannt gab: Keine Veranstaltungen mehr über 50 Personen. Wir befolgten diese Regel. Zwei Tage später kam die Verschärfung: Abstand, nur noch Gruppen von fünf Personen oder solche, die im selben Haushalt leben. Keine Veranstaltungen, keine sozialen Zusammenkünfte. Alle merkten, wie wichtig Interaktion ist - und virtuelle nur einen Teil davon abdecken kann. Lesbenbars sind wichtige Orte für und in der Kultur von Lesben. Wir werden sehen, wie sich diese Geschichte weiter entwickelt.
 
Die 1. Erzählbar zum Thema "Lesbenbars" fand an dem Abend statt, an welchem der Bundesrat wegen des Corona-Virus die ersten grossen einschneidenden Massnahmen bekannt gab: Keine Veranstaltungen mehr über 50 Personen. Wir befolgten diese Regel. Zwei Tage später kam die Verschärfung: Abstand, nur noch Gruppen von fünf Personen oder solche, die im selben Haushalt leben. Keine Veranstaltungen, keine sozialen Zusammenkünfte. Alle merkten, wie wichtig Interaktion ist - und virtuelle nur einen Teil davon abdecken kann. Lesbenbars sind wichtige Orte für und in der Kultur von Lesben. Wir werden sehen, wie sich diese Geschichte weiter entwickelt.
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  “In manchen Städten bewege ich mich mit einem fiktiven Stadtplan im Kopf. An bestimmten Plätzen, Strassenecken, vor manchen Häusern werden feministische «Songlines» aktiviert: Hier war der Frauenbuchladen, die Frauenkneipe, die Lesbenbar, dieses Frauenzentrum, jener Frauenverlag. In meiner Erinnerung lebt die Intensität, die Qualität des Anfangs fort. Als wir glücklich waren, einander zu sehen, um neues Wissen zu erfahren. Es hat nicht aufgehört. Wir können nicht aufhören, Dinge zu erfinden. Einige können auch nicht aufhören, glücklich zu sein, wenn sie sich sehen, trotz alledem. “ Verena Stefan, 2008<ref>Verena Stefan, Tastaturen. Der Bund, 16.8.2008.</ref>
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  “In manchen Städten bewege ich mich mit einem fiktiven Stadtplan im Kopf. An bestimmten Plätzen, Strassenecken, vor manchen Häusern werden feministische «Songlines» aktiviert: Hier war der Frauenbuchladen, die Frauenkneipe, die Lesbenbar, dieses Frauenzentrum, jener Frauenverlag. In meiner Erinnerung lebt die Intensität, die Qualität des Anfangs fort. Als wir glücklich waren, einander zu sehen, um neues Wissen zu erfahren. Es hat nicht aufgehört. Wir können nicht aufhören, Dinge zu erfinden. Einige können auch nicht aufhören, glücklich zu sein, wenn sie sich sehen, trotz alledem. “ Verena Stefan, 2008<ref>Stefan, Verena. Tastaturen. In: Der Bund, 16.8.2008.</ref>
    
== Lesbenbars: Übersicht ==
 
== Lesbenbars: Übersicht ==
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== Literatur ==
 
== Literatur ==
* Ilse Kokula. Formen lesbischer Subkultur. Vergesellschaftung und soziale Bewegung. Verlag Rosa Winkel 1983.
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* Kokula, Ilse. Formen lesbischer Subkultur. Vergesellschaftung und soziale Bewegung. Berlin, Verlag Rosa Winkel, 1983.
 
* Moser, Karin. Die Frauenbar Venus: Eine ethnographische Beschreibung. Seminararbeit Uni Zürich, 7. Februar 1997, unveröffentlicht.
 
* Moser, Karin. Die Frauenbar Venus: Eine ethnographische Beschreibung. Seminararbeit Uni Zürich, 7. Februar 1997, unveröffentlicht.
    
== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==
 
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