Lesbenzeitschrift aus Zürich, welche unter vier verschiedenen Namen erschien: Lesbenfront (1975-1984), Frau ohne Herz (1984-1995), die (1996-2004), Skipper (2004-2005)

Lesbenfront Nr. 2, 1976

Hintergrund

Die einzige deutschsprachige Lesbenzeitschrift aus der Schweiz erschien während 30 Jahren in Zürich von 1975 bis 2005 mit insgesamt 68 Heften. Sie wurde zuerst von der Homosexuellen Frauengruppe Zürich, und nach deren Auflösung 1980, von der jeweiligen Redaktionsgruppe herausgegeben. Die Redaktion war unabhängig und hatte ihren Sitz im Frauenzentrum Zürich. Von 1975 bis 1985 wurde die Zeitschrift über den Frauenbuchvertrieb Berlin auch in Deutschland und Österreich verkauft, danach nur über Abonnemente sowie Direktverkauf in der Schweiz.
Die Zeitschrift erschien nacheinander unter vier verschiedenen Namen: Lesbenfront, 19 Hefte von 1975-1986, Frau Ohne Herz, 16 Hefte von 1986-1995, die, 30 Hefte von 1996-2004) und skipper, 3 Hefte von 2004-2005.
In den 30 Jahren ihres Erscheinens, lassen sich anhand der Zeitschrift auch einige Entwicklungen in der Gesellschaft aufzeigen. Beispielsweise zeichneten die Autorinnen in der Periode der "Lesbenfront" entweder unter einer Funktion wie "eine Lesbe", "eine radikalfeministische Lesbe" oder mit dem Vornamen. Zum einen sollte die Gruppe und nicht die Autorin im Vordergrund stehen, zum anderen war dies auch ein Schutz davor, als Person öffentlich sichtbar zu werden. Ende der 80er Jahre sind die Redaktorinnen teilweise mit ganzem Namen, teilweise mit Pseudonym aufgeführt. Auch die technische Entwicklung zeigt sich: von Schreibmaschinen geschriebenen Seiten in schwarz-weiss bis zum Vierfarbendruck mit skipper.
Mit einer finanziellen Unterstützung des Sappho-Vereins, sind seit 2017 alle 68 Ausgaben auf e-periodica.ch online und kostenlos abrufbar. Die Artikel können auch einzeln als pdf heruntergeladen werden.

Lesbenfront

Bis zur Nummer 10 steht auf der Titelseite jeweils "erscheint viermal jährlich" oder "erscheint mindestens viermal jährlich". Die ersten drei Nummern kosteten Fr. 2.50, ab der vierten Fr. 3.-, ab der sechsten wird auch der DM-Preis 4.- angegeben. Erst ab Nummer 16 (1993) kostet das Heft Fr. 4.-/DM 5.-).
Heft Nr. 7 ist das erste mit einem Inhaltsverzeichnis auf der Rückseite und Nr. 9/1980 ist die erste Themennummer, nämlich "öffentlichkeitsarbeit". Danach folgen "sexualität", "arbeit", "ohne Titel", "reisen", "lesben und kinder", "unsere Mütter" oder "Ältere Lesben". Auf der Nummer 19 vom Juli 1984 stehen die beiden Namen "Lesbenfront" und "Frau ohne Herz" auf der Titelseite. In elf Jahren (1975-1986) sind 19 Hefte der Lesbenfront erschienen.

Patriarchale Anekdote
 
Antwortbrief der GBH
Am 1./2. November 1975 fand das erste nationale Treffen der FBB Frauenbefreiungsbewegung statt, an der Frauen der HFG Homosexuelle Frauengruppe ein Referat zu "Lesbianismus und Feminismus" hielten. Dazu nahmen sie auch die neu gegründete Zeitschrift "Lesbenfront" mit, um sie den anderen Frauen zu verkaufen. Am zweiten Tag stellten sie fest, dass 50 Exemplare weggekommen waren. Sie wurden später im See gesichtet, wo sie offenbar der Hausmeister geschmissen hatte. Die FBB Frauen solidarisierten sich mit den HFG Frauen und beschwerten sich bei der Gewerkschaft GBH. Der zuständige Gewerkschaftssekretär antwortete per Brief am 24.November 1975, in welchem er die Verantwortung und die Schadenersatzzahlung ablehnt. (siehe Bild)

Frau ohne Herz

 
Frau ohne Herz Nr. 20, 1985

Auf dem Titelbild der ersten Nummer der Frau ohne Herz (Nr. 20) ist ein anatomisches Herz zu sehen und auch zusätzlich der Name Lesbenfront, allerdings etwas kleiner. Im Editorial sind die beiden Meinungen für und gegen den Namenswechsel abgedruckt. Die Nummern 22-25 tragen den Titelzusatz "zeitschrift für frauen und andere lesben", ab Nr. 26 "feministische Lesbenzeitschrift". Heft Nr. 24 kostet neu Fr.5.-/DM 5.-. Die Nr. 25 erscheint nach zweijähriger Pause und ist die letzte Nummer, in welcher die Texte mit Schreibmaschine geschrieben sind. Dafür hat es zum ersten Mal ein Adress-Verzeichnis diverser Gruppen, Institutionen und Discos in der Schweiz und ein Impressum:

FrauOhneHerz wird von einer autonomen Lesbengruppe herausgegeben. Die Zeitschrift wird in Gratisarbeit und daher nebenberuflich hergestellt. Die in den einzelnen Artikeln vertretenen Meinungen sind nicht in jedem Fall übereinstimmend mit denjenigen der Redaktion.
Beiträge an die Redaktion: Selbstverständlich behalten wir uns vor, Artikel zu kürzen, zu redigieren oder abzulehnen.
Fotos: Mittelblatt: Katrin Simonett, Titelblatt, Rückseite und Seite 32: Chandra Kurt
Redaktion: Anna Gossenreiter (alias Geier) / Rita Gilli / Käthi Grieder / Chandra Kurt / I.R. / Susanne Rosenbusch / Susi Saxer / Katrin Simonett / Regula Spaltenschwan / Bea Steiner / Franziska Trefzer / Claudia Zweifel
Inserate und Werbung: Ingrid Kaufmann

Ab 1990 kostet die Zeitschrift sechs und ab 1994 8 Franken. Bis 1994 sind viele weitere Redaktorinnen aufgeführt: Eveline Blaser, Regina Hohl, Ingrid Kaufmann, Natalie Raeber, Ursula Steinegger, Kirsten Lang, Astrid Deutsch, Gitta Klaas Meilier, Ariane Lendenmann und Karin Bidart.

Die Künstlerinnen der Titelbilder oder Illustrationen werden neu auch mit Namen erwähnt: Titelbild von Christine Aebi (29/91), Bilder von Petra Keller (31/93), Illustrationen von Anne Gloor (32/93) und Textbilder von Esther Spinner (33/94). Die Nr. 34 ist die erste Ausgabe mit farbigem Titelblatt, graphischem Konzept von Christina Meili und Illustrationen von Pia Frey. Ebenfalls in der Nummer 34 steht ein neu formuliertes Impressum:

Unter dem Titel Lesbenfront wurde in Zürich 1975 von Frauen aus der HFG (Homosexuelle Frauengruppe, 1974-1980) eine Zeitschrift "von und für Lesben" initiiert. Die Umbenennung in frau ohne herz erfolgte 1984, einige Jahre nach der Auflösung der HFG. 1989 wurde die Arbeit - nach einjähriger Pause - von einer weitgehend neu zusammengesetzten und sich seither weiter verändernden Redaktion wieder aufgenommen.
Von 1975 bis heute hat sich an der Notwendigkeit, das Wissen von und über Lesben zu sammeln, zu dokumentieren und zu verbreiten nichts Wesentliches geändert. Noch immer herrscht in bezug auf Lesben/Lesbische Existenz in vielen Fällen entweder Ignoranz oder Diffamierung, auch wenn unterdessen in vielen Zeitschriften ab und zu ein Artikel über Lesben erscheint.

Im Oktober 1995 erscheint die Doppelnummer 35/36 zwanzig Jahre nach der ersten Lesbenfront. Mit Illustrationen von Panta Loon. Im Sozialarchiv gibt es ein Foto von Katrin Simonett, welcher drei Redaktorinnen der Frau ohne Herz zeigt.[1]
In neun Jahren (1986-1995) sind 16 Hefte der Frau ohne Herz erschienen.

die

 
die Nr. 2, 1998

Der Name "die" wird jeweils durch "Lesbenzeitschrift" ergänzt. Die Hefte erscheinen immer mit einem farbigen Titelblatt. Ergänzend zum Impressum der Frau ohne Herz steht in der Nummer 1 der die: "Ab Januar 1996 bereitete eine wiederum grösstenteils neue, vielköpfige Redaktion die Herausgabe der neuen Zeitschrift die vor, die nun viermal jährlich erscheinen wird." Der Preis steigt 2001 nochmals um einen auf nun neun Franken und für die Redaktion und als ständige Mitarbeiterinnen sind in der Zeit von 1996-2004 57 unterschiedliche Frauen aufgeführt.
In acht Jahren (1996-2004) sind 30 Hefte der die erschienen.

skipper

 
skipper Nr.1, 2004

Im November 2004 erscheint die erste skipper mit dem Untertitel "Magazin für lesbische Lebensfreude". Sie kostet 5 Franken und ist durchgehend farbig. Es wird eine Herausgeberin/Medieninhaberin "skipper (Zürich) - Lesbenzeitschrift der Schweiz" angegeben und zwei Redaktorinnen aufgeführt: Catherine Allisson und Renée Schauecker. Für die Gestaltung zeichnet Christina Meili. Ab der zweiten Nummer ist der Verkaufspreis sieben Franken, im Abo kostet das Heft weiterhin fünf - dies wird auf die dritte Nummer auf sieben gehoben. Als Redaktorin kommt neu Misha Lüchinger dazu. Eine kurze Zeit gab es auch eine Webseite.[2] In eineinhalb Jahren (2004-2005) sind drei Hefte der skipper erschienen.

Bilder

Literatur

  • Herzog, Sabine. "Es wird Zeit, dass wir unsere eigenen Bücher und Texte schreiben...": Stationen einer Lesbenzeitschrift: "Lesbenfront" - "Frau ohne Herz" - "Die". In: Rosa : die Zeitschrift für Geschlechterforschung, 14/1997. S. 23-24. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 30.11.2022

Siehe auch

  • Die Freundin, Berliner Zeitschrift für lesbische Frauen 1924-1933, ab 1927 online verfügbar auf archiv.forummuenchen.org, zuletzt aufgerufen am 01.12.2022
  • Courage, Berliner Frauenzeitung 1976 - 1984, online verfügbar auf library.fes.de

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Datenbank Bild + Ton des Schweizerischen Sozialarchivs, zuletzt aufgerufen am 01.12.2022
  2. Webseite skipper-magazin.ch (Februar, 2006), verfügbar auf dem WebArchive.org, zuletzt aufgerufen am 01.12.2022