SchwuLesbisches Chorspektakel

1993 und 2003 in Zürich und Schweizerisches Gesangsfest 1994 in Bern

Geschichte

1993: 7. Europäisches SchwuLesbisches Chorspektakel

Das 7. Europäisches SchwuLesbisches Chorspektakel fand vom 20. - 23. Mai 1993 in Zürich statt. Es traten 19 Chöre[1] aus England, Frankreich, den Niederlanden, Deutschland und der Schaeiz auf auf, darunter der einzige "reine" Lesbenchor LECHZ aus Zürich. Es gab ein offenes Singen mit den 450 SängerInnen in der Innenstadt[2] und eine Gala am Samstag mit Hella von Sinnen.

 
Ticket Gala-Abend

Der Rückblick von Natalie Raeber auf die Abschluss-Gala mit Hella von Sinnen in der Frau ohne Herz:

Ein hella Wahnsinn...
Abschluss-Gala des SchwulLesbischen Chorspektakels in Zürich
«Gang rüef de Schwule, gang rüef de Lesbe, sie soiled allsaml is Volkhus cho.»
Ein prall gefüllter Volkshaus-Saal, Erwartungen, die höher nicht sein könnten, Tausende von Lesben und Schwulen harren auf den Höhepunkt des SchwulLesbisehen Chorspektakels in Zürich: Die Abschluss-Gala! Hella von Sinnen präsentiert «Querschnitte durch das SchwulLesbische Chorschaffen».
Ein betrübter Organisator betritt die Bühne : «Seit Beginn der Planung dieses Festivals plagt uns der Albtraum, dass uns Hella von Sinnen in letzter Minute absagt, dass eine Panne ihren Auftritt verhindern könnte. Albträume können leider wahr werden.» Tödliche Ruhe im Saal. «Aber Albträume müssen nicht wahr werden!»
Und dann steht sie da und hat im Nu die ganze Menge erobert: «Da schlägt mir doch gleich ein warmer Applaus entgegen.» Hella von Sinnen zeigt sich an diesem Abend in Bestform. Sie, die sich gerne selber zelebriert, versteht es heute Abend, die auftretenden Chöre in den Vordergrund zu stellen. Dass dabei ihr Witz, ihre unglaubliche Schlagfertigkeit und ihre professionelle Präsenz auch zum Zuge kommen, wirkt erfrischend und keineswegs störend. Sie versteht es den Abend zu einer wirklichen Gala-Veranstaltung werden zu lassen.
Wir, die vielen Lesben, warten sehnsüchtig auf den Auftritt von LECHZ (Lesbenchor Zürich), dem einzigen Lesbenchor. Und die zwanzig Frauen stehen keineswegs im Schatten ihrer männlichen Kollegen und «Schwestern». «Auf der Mauer, auf der Lauer, sitzt 'ne grosse Lesbe. Sieh einmal die Lesbe an, wie die Lesbe lesben kann» ist nicht gerade von Mozart, aber dieser kommt auch zum Zuge. Und Hella setzt an zu ihrem Interview mit den Frauen. Warum es vom LECHZ kein Gruppenfoto im Programmheft gäbe, will sie wissen. Da geht im Saal das Licht aus. «Ist das jetzt wegen dem Coming-Out», fragt Hella aus der Dunkelheit, was ihr einmal mehr tosenden Applaus einträgt. Doch jetzt geht im Volkshaus gar nichts mehr, auch die Tonanlage ist ausgestiegen. Doch zum Glück hat Hella «eine tragende Stimme», die einen «kleinen Mozart als Zugabe für Helli» fordert und dann die Pause vorverlegt.
Nach der Pause sind die Tücken der Technik behoben. Hella steht wieder im Scheinwerferlicht: «Es ist wieder hella! Nur wenn 20, nein 21, Lesben auf der Bühne stehen, kann die Sicherung durchbrennen.» Auch im zweiten Teil brillieren Chöre und Hella von Sinnen. Um 22.57 Uhr haben wir immer noch «eine ziemlich lange Nacht vor unseren Brüsten», und ein Potpourri mit allen beteiligten Sängerinnen und Sängern (das ganz schön unter die Haut geht) beschliesst den Gesangsteil des Abends. Alle haben sich von ihrer besten Seite gezeigt, eine rundum geglückte Sache.
Mittlerweile haben sich auch die übrigen Säle des Volkshauses zum Bersten gefüllt. Eine Riesenparty ist am Laufen, die Stimmung ist friedlich und gelöst. Schade nur, dass sich einige Schwule offenbar in der Frauendisco am Wohlsten fühlen. Vielleicht hätte es eine Lesbendisco sein sollen, damit sich die «Frauen» unter den Schwulen nicht angesprochen gefühlt hätten. Trotzdem tanzen alle in den Morgen hinein: Tunten, Lederkerle, Disco-Boys und die zahlreichen Lesben. Unter ihnen auch «die einzige weibliche Tunte» in einem rosaroten Rokoko-Kleid...[3]

1994: 1. Schweizerisches schwulesbisches Gesangsfest

Ein revue-artiges Konzert am 26. November 1994 in Bern, bei welchem die acht Chöre (als einziger Lesbenchor, der LECHZ) in Mini-Auftritten zeigen, woran sie arbeiten. Durch das Konzert führt die Sängerin Vera Kaa und danach steigen zwei Feste.[4]

2003: lesbisch-schwules Chorspektakel

Nach 10 Jahren Pause fand das zweite Chorspektakel an Auffahrt vom 29. Mai bis 1. Juni 2003 - ebenfalls auf Einladung des schmaz - im Volkshaus und der Tonhalle Zürich statt. Elf schwule und lesbische Chöre aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz waren zu hören. Mit dabei der Frauenchor unerhört aus Bern.[5] Nach einem Welcome Apéro in der Reihalle gab es an jedem Abend ein Konzert mit unterschiedlichen ModeratorInnen (Maja Brunner, Dominik Flaschka, Patrick Rohr), einer grossen Party im Volkshaus am Samstag und einem Bye Bye Brunch am Sonntagmorgen.[6]. Im Organisationskomitee ist zuständig für "Frauen-Belange" Maja Vollenweider[7].

Publikation

  • Schmaz - Schwuler Männerchor Zürich (Hg.). Der letzte Abend. Die letzte Nacht. Das Buch zum 7. Europäischen SchwuLesbischen Chorspektakel, 1993 in Zürich. Mit Fotos von Pia Zanetti und Texten von Barbara Bürer und Nikolaus Wyss. Zürich, 1993.

Webseite

  • Webseite Chorspektakel.ch vom April 2003 auf dem WebArchive.org, zuletzt aufgerufen am 28.11.2022

Literatur

  • Ostertag, Ernst. Warum dieses Spektakel? Juni 2008. Auf schwulengeschichte.ch, zuletzt aufgerufen am 28.11.2022
  • o.N. Singen für Anerkennung. In: NZZ, 28.05.2003. Online verfügbar auf nzz.ch, zuletzt aufgerufen am 28.11.2022
  • Kurzer Ausschnitt eines Schwulenchors in: Stonewall - mit Barbara Brosi, Simone Wicki, Madeleine Marti u.a. Schweizer Fernsehen, 10vor10 28.6.1994. Online verfügbar auf srf.ch
  • Thommens Senf, Wochenblatt, Basel, 46/1994, S. 3
  • Raeber, Natalie. Ein hella Wahnsinn... Abschluss-Gala des SchwulLesbischen Chorspektakels in Zürich. In: Frau ohne Herz, 32/1993, S.3. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 28.11.2022
  • Hinzpeter, Werner. Queeres Zürich: Singing Out – Das 7. Europäische SchwuLesbische Chorspektakel. In: taz. die Tageszeitung, 26.05.1993, S. 13. Online verfügbar auf taz.de, zuletzt aufgerufen am 28.11.2022

Einzelnachweise

  1. Ostertag, Ernst. Warum dieses Spektakel? Juni 2008.
  2. Hinzpeter, Werner. Queeres Zürich: Singing Out – Das 7. Europäische SchwuLesbische Chorspektakel. In: taz. die Tageszeitung, 26.05.1993, S. 13.
  3. Raeber, Natalie. Ein hella Wahnsinn... Abschluss-Gala des SchwulLesbischen Chorspektakels in Zürich. In: Frau ohne Herz, 32/1993, S.3. Online verfügbar auf e-periodica.ch, zuletzt aufgerufen am 16.9.2023
  4. Thommens Senf, Wochenblatt, Basel, 46/1994, S. 3
  5. O.N. Singen für Anerkennung. In: NZZ, 28.05.2003.
  6. Programm. Auf: chorspektakel.ch (Juni 2003). Verfügbar auf dem WebArchive.org, zuletzt aufgerufen am 28.11.2022
  7. Presse und Kontakte. Auf: chorspektakel.ch (Juni 2003). Vrfügbar auf dem WebArchive.org, zuletzt aufgerufen am 28.11.2022