SchwuLesbisches Chorspektakel

Aus Das Wiki zur Lesbengeschichte der Schweiz
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Geschichte

Vom 29. Mai bis 1. Juni 2003 im Volkshaus und der Tonhalle Zürich.
Schwule und lesbische Chöre aus halb Europa werden kommendes Jahr an Auffahrt in Zürich zu Gast sein. Rund ein Dutzend handverlesene Ensembles, von der vierköpfigen Boygroup bis zur 70-kehligen klassischen Formation, werden das ganze Spektrum schwuLesbischen Chorgesangs repräsentieren.
Eingeladen sind diesmal Chöre aus Deutschland, den Niederlanden, aus Frankreich und natürlich auch aus der Schweiz. Die zwölf Formationen gehören zu den besten Gay-Chören Europas und umfassen rund 250 Sängerinnen und Sänger. [1]
u.a. mit dem Frauenchor Unerhört aus Bern

Durchführung 1993

Der Rückblick auf die Abschluss-Gala mit Hella von Sinnen in der Frau ohne Herz

Ein hella Wahnsinn
Abschluss-Gala des SchwulLesbischen Chorspektakels in Zürich
«Gang rüef de Schwule, gang rüef de Lesbe, sie soiled allsaml is Volkhus cho.»
Ein prall gefüllter Volkshaus-Saal, Erwartungen, die höher nicht sein könnten, Tausende von Lesben und Schwulen harren auf den Höhepunkt des SchwulLesbisehen Chorspektakels in Zürich: Die Abschluss-Gala! Hella von Sinnen präsentiert «Querschnitte durch das SchwulLesbische Chorschaffen».
Ein betrübter Organisator betritt die B ühne : « Seit B eginn der Planung dieses Festivals plagt uns der Albtraum, dass uns Hella von Sinnen in letzter Minute absagt, dass eine Panne ihren Auftritt verhindern könnte. Albträume können leider wahr werden.» Tödliche Ruhe im Saal. «Aber Albträume müssen nicht wahr werden!»
Und dann steht sie da und hat im Nu die ganze Menge erobert: «Da schlägt mir doch gleich ein warmer Applaus entgegen.» Hella von Sinnen zeigt sich an diesem Abend in Bestform. Sie, die sich gerne selber zelebriert, versteht es heute Abend, die auftretenden Chöre in den Vordergrund zu stellen. Dass dabei ihr Witz, ihre unglaubliche Schlagfertigkeit und ihre professionelle Präsenz auch zum Zuge kommen, wirkt erfrischend und keineswegs störend. Sie versteht es den Abend zu einer wirklichen Gala-Veranstaltung werden zu lassen.
Wir, die vielen Lesben, warten sehnsüchtig auf den Auftritt von LECHZ (Lesbenchor Zürich), dem einzigen Lesbenchor. Und die zwanzig Frauen stehen keineswegs im Schatten ihrer männlichen Kollegen und «Schwestern». «Auf der Mauer, auf der Lauer, sitzt 'ne grosse Lesbe. Sieh einmal die Lesbe an, wie die Lesbe lesben kann» ist nicht gerade von Mozart, aber dieser kommt auch zum Zuge. Und Hella setzt an zu ihrem Interview mit den Frauen. Warum es vom LECHZ kein Gruppenfoto im Programmheft gäbe, will sie wissen. Da geht im Saal das Licht aus. «Ist das jetzt wegen dem Coming-Out», fragt Hella aus der Dunkelheit, was ihr einmal mehr tosenden Applaus einträgt. Doch jetzt geht im Volkshaus gar nichts mehr, auch die Tonanlage ist ausgestiegen. Doch zum Glück hat Hella «eine tragende Stimme», die einen «kleinen Mozart als Zugabe für Helli» fordert und dann die Pause vorverlegt.
Nach der Pause sind die Tücken der Technik behoben. Hella steht wieder im Scheinwerferlicht: «Es ist wieder hella! Nur wenn 20, nein 21, Lesben auf der Bühne stehen, kann die Sicherung durchbrennen.» Auch im zweiten Teil brillieren Chöre und Hella von Sinnen. Um 22.57 Uhr haben wir immer noch «eine ziemlich lange Nacht vor unseren Brüsten», und ein Potpourri mit allen beteiligten Sängerinnen und Sängern (das ganz schön unter die Haut geht) beschliesst den Gesangsteil des Abends. Alle haben sich von ihrer besten Seite gezeigt, eine rundum geglückte Sache.
Mittlerweile haben sich auch die übrigen Säle des Volkshauses zum Bersten gefüllt. Eine Riesenparty ist am Laufen, die Stimmung ist friedlich und gelöst. Schade nur, dass sich einige Schwule offenbar in der Frauendisco am Wohlsten fühlen. Vielleicht hätte es eine Lesbendisco sein sollen, damit sich die «Frauen» unter den Schwulen nicht angesprochen gefühlt hätten. Trotzdem tanzen alle in den Morgen hinein: Tunten, Lederkerle, Disco-Boys und die zahlreichen Lesben. Unter ihnen auch «die einzige weibliche Tunte» in einem rosaroten Rokoko-Kleid...
Natalie Raeber [2]

Bilder

Weblinks

Literatur

  1. Webseite von 2003, Dezember 2018
  2. Frau ohne Herz, 32, 1993, S.3