Damenclub Amicitia: Unterschied zwischen den Versionen

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An der Anwandstr. 5 (1.Stock) in 8004 Zürich trafen sich in der Wohnung von [[Anna Vock]] und [[Anna Sieber]] im Sommer 1931 vier Frauen, um einen Lesbenclub zu gründen. Sie einigten sich auf den Namen „Damenclub Amicitia“ (= die Freundschaft) und gaben ein Inserat im Tagblatt der Stadt Zürich auf, das am 5. August erschien.  
 
An der Anwandstr. 5 (1.Stock) in 8004 Zürich trafen sich in der Wohnung von [[Anna Vock]] und [[Anna Sieber]] im Sommer 1931 vier Frauen, um einen Lesbenclub zu gründen. Sie einigten sich auf den Namen „Damenclub Amicitia“ (= die Freundschaft) und gaben ein Inserat im Tagblatt der Stadt Zürich auf, das am 5. August erschien.  
 
Als Kontaktadresse für den Club wurde später ein Postfach in der Helvetiapost angegeben.
 
Als Kontaktadresse für den Club wurde später ein Postfach in der Helvetiapost angegeben.
[[Anna Vock]] und [[Anna Sieber]] waren 46 bzw. 41 Jahre alt, die eine Verkäuferin, die andere Näherin. Mit dabei waren zudem: [[Laura Fredy Thoma]], welche ein paar Wochen in Berlin gewesen war und dort den Damenclub Monbijou und die Zeitschrift Garçonne kennen gelernt hatte. Sie war 30 Jahre alt, Bürolistin und geschieden. Sie hatte von ihren Berliner Erfahrungen berichtet und später in der Zeitschrift "Garçonne" mit einem längeren Artikel die Schweizerinnen zu einem Zusammenschluss aufgefordert.
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Anna Vock und Anna Sieber waren 46 bzw. 41 Jahre alt, die eine Verkäuferin, die andere Näherin. Mit dabei waren zudem: [[Laura Fredy Thoma]], welche ein paar Wochen in Berlin gewesen war und dort den Damenclub Monbijou und die Zeitschrift Garçonne kennen gelernt hatte. Sie war 30 Jahre alt, Bürolistin und geschieden. Sie hatte von ihren Berliner Erfahrungen berichtet und später in der Zeitschrift "Garçonne" mit einem längeren Artikel die Schweizerinnen zu einem Zusammenschluss aufgefordert.
 
Die vierte Frau war vermutlich [[Fanny Eichenberger]], 48 Jahre alt, verheiratet und Mutter von 5 Kindern.
 
Die vierte Frau war vermutlich [[Fanny Eichenberger]], 48 Jahre alt, verheiratet und Mutter von 5 Kindern.
  
Am 5. (oder 6.<ref>Dei Welt gehört uns doch, S. 252</ref>) August 1931 erschienen 21 Damen, wovon sechs Frauen eine deutsche Lesbenzeitung als Erkennungszeichen dabei hatten. In den nächsten Monaten beschlossen die Gründerinnen des Damenclub Amicitia, das der Club nur für "Artgenossinnen" (neben "Seelenverwandte" ein damals gängiger Begriff für Lesbe) sein sollte. Sie schlossen sich im Spätherbst mit dem Herrenclub Excentric zusammen.
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Am 5. (oder 6.<ref>Die Welt gehört uns doch, S. 252</ref>) August 1931 erschienen 21 Damen, wovon sechs Frauen eine deutsche Lesbenzeitung als Erkennungszeichen dabei hatten. In den nächsten Monaten beschlossen die Gründerinnen des Damenclub Amicitia, das der Club nur für "Artgenossinnen" (neben "Seelenverwandte" ein damals gängiger Begriff für Lesbe) sein sollte. Sie schlossen sich im Spätherbst mit dem Herrenclub Excentric zusammen.
  
Zur gemeinsam veranstalteten Sylvesterparty wurde auch die neue Zeitschrift "Freundschafts-Banner" herausgebracht, bei der [[Laura Fredy Thoma]] und August Bambula gemeinsam die Redaktion verantworteten.
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Zur gemeinsam veranstalteten Sylvesterparty wurde auch die neue Zeitschrift "Freundschafts-Banner" herausgebracht, bei der Laura Fredy Thoma und August Bambula gemeinsam die Redaktion verantworteten.
  
 
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*Frl. Gert: Sie stellte im September 1938 folgenden Antrag: "Ich vermisse in den Statuten den äusserst wichtigen Passus, dass für Verbindlichkeiten der Liga nur das Vereinsvermögen derselben haftet. Eine Haftung einzelner Personen ist ausgeschlossen". Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen.(Kokula, Böhmer, 89)
 
*Frl. Gert: Sie stellte im September 1938 folgenden Antrag: "Ich vermisse in den Statuten den äusserst wichtigen Passus, dass für Verbindlichkeiten der Liga nur das Vereinsvermögen derselben haftet. Eine Haftung einzelner Personen ist ausgeschlossen". Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen.(Kokula, Böhmer, 89)
 
*Fanny Stähli - zeitweise Kassierin
 
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Version vom 12. Dezember 2022, 20:47 Uhr

Erste Organisierung lesbischer Frauen in der Schweiz, 1931 in Zürich.

Geschichte

An der Anwandstr. 5 (1.Stock) in 8004 Zürich trafen sich in der Wohnung von Anna Vock und Anna Sieber im Sommer 1931 vier Frauen, um einen Lesbenclub zu gründen. Sie einigten sich auf den Namen „Damenclub Amicitia“ (= die Freundschaft) und gaben ein Inserat im Tagblatt der Stadt Zürich auf, das am 5. August erschien. Als Kontaktadresse für den Club wurde später ein Postfach in der Helvetiapost angegeben. Anna Vock und Anna Sieber waren 46 bzw. 41 Jahre alt, die eine Verkäuferin, die andere Näherin. Mit dabei waren zudem: Laura Fredy Thoma, welche ein paar Wochen in Berlin gewesen war und dort den Damenclub Monbijou und die Zeitschrift Garçonne kennen gelernt hatte. Sie war 30 Jahre alt, Bürolistin und geschieden. Sie hatte von ihren Berliner Erfahrungen berichtet und später in der Zeitschrift "Garçonne" mit einem längeren Artikel die Schweizerinnen zu einem Zusammenschluss aufgefordert. Die vierte Frau war vermutlich Fanny Eichenberger, 48 Jahre alt, verheiratet und Mutter von 5 Kindern.

Am 5. (oder 6.[1]) August 1931 erschienen 21 Damen, wovon sechs Frauen eine deutsche Lesbenzeitung als Erkennungszeichen dabei hatten. In den nächsten Monaten beschlossen die Gründerinnen des Damenclub Amicitia, das der Club nur für "Artgenossinnen" (neben "Seelenverwandte" ein damals gängiger Begriff für Lesbe) sein sollte. Sie schlossen sich im Spätherbst mit dem Herrenclub Excentric zusammen.

Zur gemeinsam veranstalteten Sylvesterparty wurde auch die neue Zeitschrift "Freundschafts-Banner" herausgebracht, bei der Laura Fredy Thoma und August Bambula gemeinsam die Redaktion verantworteten.

Namen von Frauen

Im Protokollbuch werden folgende Namen von Frauen aufgeführt:

  • Frl. Bobi / Boby - 1934-1936 Kassierin
  • Vogi, Mammina (für Anna Vock)
  • Frl. Anita
  • Frl. Trudy
  • Frl. Liesely
  • Frl. Gert: Sie stellte im September 1938 folgenden Antrag: "Ich vermisse in den Statuten den äusserst wichtigen Passus, dass für Verbindlichkeiten der Liga nur das Vereinsvermögen derselben haftet. Eine Haftung einzelner Personen ist ausgeschlossen". Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen.(Kokula, Böhmer, 89)
  • Fanny Stähli - zeitweise Kassierin
  • Frau Frock
  • Frl. Gasser aus Innsbruck

Bilder

Weblinks

Literatur

Einzelnachweise

  1. Die Welt gehört uns doch, S. 252