Amazora
Die Amazora Frauen/Lesbenliste war eine Gruppierung von Frauen/Lesben an der Uni Zürich in den 1990er Jahren.
Geschichte
EGStR-Wahlen
Extra für die EGStR-Wahlen 91 (Erweiterter Grosser Studentinnen Rat) wurde Amazora gegründet. In diesem 'Parlament' sitzen 70 Studentinnen und Studenten aus verschiedenen Gruppierungen, die alljährlich von den Studis gewählt werden. In wenigen Tagen hatte die Gruppe 28 Frauen gefunden, die sich für diese Wahl auf der AMAZORA-Liste aufstellen liessen. Von den 28 Sitzen der Fakultät Phil. I errangen die AMAZORAS auf Anhieb sechs Sitze und waren somit die zweitgrösste Gruppierung.
[1]
- "Für die diesjährige Wahl in den Erweiterten Grossen Studenten(sic!) Rat (EGStR) hat sich erstmals eine Frauen/Lesbenliste gegründet, für die Frauen/Lesbenthemen an erster Stelle stehen. Frauen/Lesben erfahren den Unibetrieb anders als Männer, für die die Uni einmal erdacht wurde. Auch 1990/91 ist die Uni Zürich nicht so, dass wir uns als Frauen/Lesben wohlfühlen könnten, nämlich frauen/lesbengerecht und frauen/lesbenfreundlich. Frauen werden auch an der Uni noch immer nur mitgedacht (siehe z.B. EGStR-Name) und Lesben gibt es sowieso nicht.
- Wir fordern deshalb die Quotierung, d.h. mindestens die Hälfte Frauen/Lesben in allen Gremien und Ständen, ein Frauen/Lesbenzimmer im Uni-Hauptgebäude, einen nicht sexistischen Sprachgebrauch bei geschriebener und gesprochener Sprache. Feministische Wissenschaften sollen gefördert werden, indem an jeder Fakultät feministische Lehrstühle und ein interdisziplinäres feministisches Forschungsinstitut (ähnlich den women studies in den USA) eingerichtet werden. Dazu gehört auch die Erstellung einer Frauen/Lesben-Bibliothek mit Archiv. Solange dies nicht Wirklichkeit ist, sollen Stipendien für women studies in den USA erhältlich sein.
- Weiter fordern wir, eine autonome 100%-Stelle für eine Frauen/Lesbenbeauftragte an der Uni und mehr kostenfreie Kinderhortplätze.
- Wir erklären uns ausdrücklich solidarisch mit dem VSU und zart und heftig, dem Forum beider HochschWulen. Natalie Raeber" [2]
Bei den Wahlen 1991 gewann Amazora sieben Sitze, zart&heftig, die Schwulenliste, zwei und der VSU/VSETH deren 25 (von total 69 Sitzen). Vertreterinnen von Amazora sitzen in den Kommissionen "Zentralstelle", "Planungskommission" und "Frauenförderungskommission": "Wir haben gelernt, dass wir an einigen Orten mehr ausrichten können als an anderen - aber eine gute Erfahrung ist es allemal, ein wenig hinter die Kulissen zu schauen."[3]
Die amaZora-Liste beteiligte sich auch noch 1992 und 1993 an der EGStR Wahlen.
Aktion «Totenmahl statt Lebkuchen»
Am 18. Oktober 1990 trafen sich erstmals Frauen/Lesben, um eine Aktion zum Jahrestag des Massakers in Montreal vorzubereiten. Die Aktion ging unter dem Namen «Totenmahl statt Lebkuchen» am 6. Dezember 1990 über den Mittag über die Bühne. [4]
FrauenKafi
Eine morgendliche Aktion: Am 19. Februar 1991 wurde der Zeitungslesesaal beim Eingang Künstlergasse des Uni Hauptgebäudes mit Kaffee, Gipfeli, selbstgebackenem Zopf und Transparenten besetzt. Ein detaillierter Bericht inklusive Ankündigung weiterer Aktionen erschien in der Zürcher StudentIn ZS vom 22.04.1991, S.6. Der Flyer war von Natalie Raeber gestaltet.
Lesbischwule Aktionswoche
"Lesbisch/schwul und dann noch vorlaut? Und wie! In der Meinung, dass Akzeptanz Wahrnehmung und Auseinandersetzung voraussetzt, wollen wir einmal so richtig auffallen. Die Lesbengruppe vom AMAZORA und das Schwule Hochschulforum zart & heftig organisieren daher eine Aktionswoche nicht nur für Lesben und Schwule und solche, die es werden wollen."
In der Woche vom 24.-28. November 1992 tritt auch Claudia Schoppmann mit ihrer Dissertation "Nationalsozialistische Politik und weibliche Homosexualität" auf.
Die Telearena zur Homosexualität wird gezeigt.
An einem Podium mit Fragen rund um das Gebiet der Schwulen- und Lesbenforschung sind Ilse Kokula, Madeleine Marti, Rob Tielmann und Wolfgang Popp dabei, moderiert von Lynn Blattmann.
An der Abschlussparty tritt die Mimin Martina Richter auf.[5]
Vereinsgründung
Die feministisch-lesbische Unigruppe gibt sich 1994 neue Strukturen und ist nun ein Verein. Vereinsbeitrag 12 Franken. Das Vereinsjahr endet mit Walpurgis (30. April). Vollversammlungen einmal pro Monat während dem Semester gibt Einblick in die Arbeitsgruppen und dient der Koordination. [6]
"Im März 1994 schloss sich eine Gruppe von Studentinnen zum Verein Amazora zusammen. Ziel des Vereins war es, feministische und lesbische Anliegen der Studentinnen an der Universität Zürich zu vertreten. Die Amazoren, wie sie sich nannten, trafen sich einmal im Monat zu einer Sitzung, um die Aktivitäten der beiden Arbeitsgruppen (AG feministische Anliegen und AG Lesben) zu koordinieren. Jeden zweiten Mittwoch traf sich die Lesbengruppe zum Lunch. Leider schliefen diese aktiven Arbeitsgruppen im Lauf der Jahre ein, als die Gründerinnen nach und nach ihr Studium beendeten und die Universität verliessen. So existierte der Verein schliesslich nur noch auf dem Papier, bis sich die ETH-Studentin Simone Brander im Jahr 2000 auf die Suche nach andern lesbischen Studentinnen machte. "Uns gibt's"! verkündeten die neuen AmaZoras am CSD 2001 in Zürich."[7]
Der Verein löste sich 2004 wieder auf, da das Bedürfnis nach einem Netzwerk für lesbische Frauen an den Zürcher Hochschulen nicht mehr vorhanden schien.
Nachfolgeorganisation
Bilder
Literatur
- Hetzer, Vita Alix. "Männeruni - Frauenfragen!" Die Auseinandersetzung um die Gleichstellung an zwei Hochschulen. Zürich, Chronos-Verlag, 2015.
- Saxer, Daniela. Die Königsmacher und wir: wenn Studentinnen sich ein einmischen - ein Beispiel. In: Rosa, die Zeitschrift für Geschlechterforschung, 10/1994, S. 29-31. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 16.12.2022
Archiv
- Lesbenbewegung Zürich/Schweiz Akten. 1974-2004. In: Schweizerisches Sozialarchiv: Ar 437.93.4
Einzelnachweise
- ↑ Amazoras. In: Rosa, die Zeitschrift für Geschlechterfragen, 1/1991, o.S. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 16.12.2022
- ↑ Raeber, Natalie. Frauen/Lesbenliste Amazora. EGStR-Wahlen 1991. In: Zürcher StudentIn ZS, 14. Januar 1991. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 16.12.2022
- ↑ Amazora: Lesben und andere Frauen. In: Zürcher StudentIn ZS, 2/1992, S. 13. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 16.12.2022
- ↑ Alber, Nadine. Aktionam 6. Dezember 1990 "Totenmahl statt Lebkuchen". In: Zürcher StudentIn ZS, 3. Dezember 1990, S. 12. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 16.12.2022
- ↑ Lesbischwule Woche vom 24.-28. November. In: Zürcher StudenIn ZS, 18/1992, S. 10-11. Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 16.12.2022
- ↑ Infos, Zürich. In: Frau ohne Herz, 34/1994, S. 53 Online verfügbar auf e-periodica, zuletzt aufgerufen am 16.12.2022
- ↑ Geschichte von amaZora (Juni 2010). Online verfügbar auf WebArchive.org, zuletzt aufgerufen am 16.12.2022