Barbara Brosi

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Barbara Brosi

Rechtsanwältin, ehemalige Unihockey-Spielerin, Mitgründerin und Pressesprecherin der LOS - Lesbenorganisation Schweiz, Mitgründerin der Lesbeley

Biografie

Geboren am 21.2.1967, aufgewachsen im Gürbetal. Barbara Brosi gründete zusammen mit 3 anderen jungen Frauen 1988 die Lesbengruppe Lesbeley in Bern. Die Gruppe aus vorwiegend sehr jungen Frauen war ab Beginn lesbenpolitisch tätig und gab die Broschüre „Anna liebt Eva“ heraus. Barbara Brosi war 1989 auch Mitgründerin der Lesbenorganisation Schweiz LOS, in der sie langjährig als Präsidentin und Mediensprecherin aktiv war. Barbara Brosi war auch langjährig Spielerin Unihockey in der Nationalliga A. Sie ist Fürsprecherin (= Rechtsanwältin) und Notarin. Sie arbeitet als Leiterin eines Rechtsdienstes in der öffentlichen Verwaltung.

"Die berühmteste Lesbe der Schweiz

Im April 1994 schloss der FC Wettswil-Bonstetten, ein Fussballklub im Kt. Zürich, seine Frauenabteilung aus, das mit der Begründung «Der Verein wird ausgenützt für das Ausleben von abnormalen Veranlagungen (lesbisch)“[1]. Die Lesbenorganisation Schweiz LOS solidarisierte sich in einer Medienmitteilung mit den Fussballerinnen. Das Schweizer Fernsehen nahm dazu unter dem Titel „Lesben im Damenfussball: Angst vor homosexueller Ansteckung?“ die Diskussion im „Zischtigsclub/Der Club“ vom 12.4.1994 auf. Barbara Brosi, damals 27-jährige Jus-Studentin, vertrat in dieser Sendung die Lesbenorganisation Schweiz LOS und wurde über Nacht die berühmteste Lesbe in der Schweiz.[2] Durch ihren offenen und politisch reflektierten Auftritt wurde sie eine wichtige Sympathieträgerin und Botschafterin für die Lesben. Diese Ausstrahlung des Zischtigsclub/Der Club ist noch heute die Sendung mit der höchsten Einschaltquote. Mit dieser Sendung traten Lesben in der Schweiz erstmals flächendeckend ins Bewusstsein der Medien und der Bevölkerung. Barbara Brosi wurde in den Folgejahren noch von vielen in- und ausländischen Medien interviewt und vertrat die Anliegen von Lesben sympathisch und erfolgreich.

Barbara Brosi 1994

Fünf Tage nach dem Club war Barbara Brosi am 17.4.1994 auch Gast im Sonntagsinterview des Schweizer Fernsehens.[3]. Es gab zudem eine Homestory in der Schweizer Illustrierten "Verführen Lesben junge Sportlerinnen?"[4], sie gab Antwort auf 6 Vorurteile im Blick[5], es gab am 16 April 1994 ein Gespräch im Fokus auf DRS3, sie wurde für ein 20 minütiges Interview zu 3SAT geflogen[6] In der WoZ gab es einen ganzseitigen Bericht und Barbara Brosi konnte dazu eine Glosse "Geduld und Heiterkeit" schreiben.[7] (Alle Artikel als pdf auf der Seite zum Diskriminierungsskandal verfügbar)
25 Jahre später war sie auf dem Podium zu "Lesben-Fussball-Öffentlichkeit. Der Diskriminierungsskandal von 1994, eine Steilvorlage für die Lesben". Veranstaltet von der LOS zum 30-jährigen LOS-Jubiläum, am 29.11.2019. [8]

Einsatz für die Petition "Gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare"

Am 23.3.1994 gab es einen kurzen Tagesschaubeitrag zur Lancierung der Petition.[9] Barbara Brosi nutzte die Medienaufmerksamkeit nach dem Diskriminierungsskandal beim FC Wettswil Bonstetten für lesbische Sichtbarkeit und konnte sie auch massgeblich für die Petition „Gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare“ nutzen, welche 1994 lanciert und 1995 mit über 85‘000 Unterschriften eingereicht wurde.[10] Im Club "Gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare" im Juni 1994 argumentierte sie für die Petition [11]. Für die Volksabstimmung über das Partnerschaftsgesetz war Barbara Brosi für die LOS im Vorstand des nationalen Verein JA zum Partnerschaftsgesetz aktiv (Ressort Strategie) aktiv. Dessen Aufgabe war die strategische Führung, Kommunikation, Fundraising und Visual Identity der Kampagne. So z.B. auch der Kurzauftritt in einem Bericht der Tagesschau vom 6.1.1996 zu einer Demonstration vor dem Bundeshaus zur Petition.[12] Das Partnerschaftsgesetz wurde nach hartem Abstimmungskampf 5. Juni 2005 mit 58 % Ja-Stimmen bei über 56 % Stimmbeteiligung angenommen.

Einsatz für das Antidiskriminierungsgesetz

Barbara Brosi war 2019/2020 aktiv als Vertreterin der Lesbenorganisation Schweiz LOS im nationalen Abstimmungskomitee „Ja zum Schutz vor Hass“ (Verbot der Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung in Art. 261 bis Strafgesetz und Art. 171 c Abs. 1 Militärstrafgesetz). Sie war zuständig für Argumentation und Grossspendenfundraising. Das Abstimmungsergebnis am 9. Februar 2020 ergab mit 63.1 % Ja-Stimmen eine klare Zustimmung. Die neue Strafnorm trat am 1. Juli 2020 in Kraft.+

Aktivitäten

  • Vertreterin der Lesbenorganisation Schweiz im Komitee "Ja zum Schutz vor Hass", Abstimmungsergebnis im Februar 2020: JA für das Antidiskriminierungsgesetz.
  • Lesben - Fussball - Öffentlichkeit. Der Diskriminierungsskandal von 1994: eine Steilvorlage für die Lesbenbewegung. Diskussion am 29.11.2019 im Frauenraum Bern mit Barbara Brosi, Franziska Steinemann und Claudia Hirt, damals Fussballerinnen, und Nadja Herz, Co-Präsidentin LOS. Moderation: Madeleine Marti und Corinne Rufli.
  • Am Frauen-Sommer-Fest am 13. August 2015: "Lesbische Frauen aus drei Generationen im Gespräch"[13]
  • Auf dem Podium der LOS zum 20-jährigen Jubiläum 2009
  • Fairy Award, Hall of Fame für das Lebenswerk, 16. Januar 2005
  • Mitglied der ILSJS (Initiative lesbischwule Jugend Schweiz)
  • Mitgründerin und langjährige Vorstandsfrau der bernischen Lesbengruppe Lesbeley
  • langjähriges Mitglied der Politgruppe von LOS und Pink Cross
  • Vorstandsmitglied des nationalen Abstimmungskomitees für das Bundesgesetz über die eingetragene Partnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare (Partnerschaftsgesetz, PartG)
  • Mitglied des Petitionskomitees „Petition Gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare“
  • Mitgründerin, langjährige Präsidentin, Mediensprecherin und Vorstandsfrau der Lesbenorganisation Schweiz LOS

Publikationen

Die Liste der Medienberichte und Auftritte zum Diskriminierungsskandal sind auch auf der Seite FC Wettswil-Bonstetten zu finden.

Weblinks

  • Stonewall - mit Barbara Brosi, Simone Wicki, Madeleine Marti u.a. Schweizer Fernsehen, 10vor10 28.6.1994. Online verfügbar auf srf.ch
  • 30 Jahre Lesbenorganisation Schweiz, mit Barbara Brosi, Radio Rabe 15.12.2019

weitere Weblinks bei den Einzelnachweisen

Einzelnachweise

  1. Sex-Skandal im Fussballklub - Zuviele Lesben - Spitzenteam wurde aufgelöst. In: Blick, 2. April 1994.
  2. Lesben im Damenfussball: Angst vor homosexueller Ansteckung?. Sendung Der Club des Schweizer Fernsehens vom 12. April 1994.
  3. [Das Sonntagsinterview mit Barbara Brosi. Sendung des Schweizer Fernsehens. vom 17. April 1994.
  4. [Verführen Lesben junge Sportlerinnen? Frühstück mit Barbara Brosi. In: Schweizer Illustrierte, 11. April 1994.
  5. "Lesben sind ansteckend!" ... und 6 weitere Vorurteile. In: Blick, 14. April 1994
  6. Engagierte Filme, ehrliche Diskussion. Rezension "Filme vom anderen Ufer", 3SAT. In: Basler Zeitung, 1. Juni 1994. Als pdf verfügbar.
  7. Als wär's eine eklige, ansteckende Krankheit. In: WoZ, 15. April 1994.
  8. LOS-Jubiläumsparty: Lesben im Fussball. Auf: Frauenraum Reitschule Bern. Online verfügbar auf frauenraum.ch, zuletzt aufgerufen am 03.12.2022.
  9. Petition von Homosexuellen und Lesben für rechtlich anerkannten eheähnlichen Status, Tagesschau 23.3.1994
  10. Einreichung von "gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Lebensweisen", Schweizer Fernsehen, Tagesschau 9.1.1995
  11. Gleiche Rechte für schwule und lesbische Paare Schweizer Fernsehen SRF, Club 28.6.1994
  12. Demonstration von Schwulen und Lesben für die Behandlung der Petition "Gleiche Rechte für gleichgeschlechtliche Paare", Tagesschau 6.1.1996
  13. https://lesbengeschichte.ch/2015/08/21/lesbische-frauen-aus-drei-generationen-im-gespraech/